2020

Von Jahn bis Fonda: Bewegung muss sein

26. März 2020 - Quarantäneblock

Es kommt so, wie es kommen musste. Nein, es hat sich keiner im Umfeld der hier Schreibenden mit dem Virus angesteckt. Gottseidank. Doch die Isolation bringt immer mehr Stilblüten zum Vorschein. Um es vorsichtig so zu nennen. Doch lassen sie mich von vorne anfangen. Schuld ist Jane Seymour Fonda. Ja, genau… eigentlich ist sie eine bewundernswerte Frau. Tochter eines Hollywood-Mega-Stars der 50er und 60er, einst Sexsymbol, heute Charakterdarstellerin und Bürgerrechts- sowie Klimaaktivistin. So gerne ich Frau Fonda heutzutage mag, ich kann diese Bilder nicht aus meinem Kopf bekommen. Gemeint ist natürlich nicht ihre Rolle als Barbarella in den 60ern, spärlich bekleidet mit tiefem Dekolletee sondern als Fitness-Queen der 80er. Als ich zum ersten Mal die Aerobic-Filme in einem der damals nur drei Programmen sah, war der Griff zur Fernbedienung die unaufgeregteste Reaktion, an die ich mich in diesem Zusammenhang erinnern kann. Schweißbänder auf der Stirn, Skinnys oder Leggins und dazu wöllerne Stulpen, die die Fesseln verhüllten, in Kombination mit einer hochtoupierten Locken-Dauerwelle.  

Um es kurz zu halten: Vor vierzig Jahren habe ich es mir geschworen – keine Aerobic. Auch wenn ich nach außen – aus professionellen Gründen sozusagen – immer so getan habe, als ob Aerobic in seinen unterschiedlichen Varianten (auch als Wettkampfsport), mit Brettern oder auf Matten, integraler Bestandteil der hochgeschätzten turnerisch-gymnastischen Bewegungsformen sei, die aus unserem Portfolio nicht mehr wegzudenken ist und ihre quasi-Erfinderin Jane Fonda mit Jahn und GutsMuths gleichzusetzen wäre – Aerobic habe ich immer verweigert. 

Weil derzeit nun alles anders ist (und in diesem Kontext hoffentlich nicht bleibt), kam es gestern Abend zu einem annalenhaften Bruch dieses Treueschwurs. Irrgeleitet durch vermeintlichen Bewegungsmangel konnte ich wie durch Zauberhand dem familiären Angebot eines Workouts nicht widerstehen. Beim Betreten unseres Fitness-Tempels schwante mir Ãœbles. Wie durch Geisterhand waren plötzlich Step-Bretter aufgetaucht, 80er Jahre-Mucke erfüllte den Raum. Eine Bewegungs-Entzugs-Trance, schnelle Rhythmen und gute Launen der Mit-Workouter führten mich zum verblieben leeren Stepper – und schon nahm die Sache ihren Lauf.  

Ich erspare jetzt den Leser*innen etwaige Details über meine koordinativen Mängel, aber am Ende war ich ordentlich außer Atem und beim Cool down musste ich feststellen, dass ich in einem solchen halben Stündchen schon schlechtere Sport-Angebote erleben durfte. Trotzdem: Es wird wieder wärmer und Rennradfahren fällt nicht unter das Kontaktverbot. Manches darf dann doch anders bleiben. 

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