Kollateralschäden
20. März 2020 - Quarantäneblock
Alles bleibt anders. Eine Woche dauert die Isolation inzwischen. Und ehrlich: Die Kollateralschäden sind bislang übersichtlich. Man darf sich wundern, was alles klappt, wenn die Kollegin*innen alle an einem Strang ziehen und die Familie sich Mühe gibt. Diese Faktoren, gepaart mit der Tatsache, in einem Haus mit Hof in einem Wetterauer Dorf zu wohnen, ließ bislang keinen Lagerkoller aufkommen. Zumal das Wetter bislang mitspielte. Doch nun ist erstmal Schluss mit Nachmittagskaffee in der Sonne und Rennradtouren. Denn es wird wieder kühler. Und trüber. Das könnte sich auf das Gemüt auswirken, so meine Befürchtungen, und die die bislang empfundene Gelassenheit vieler – auch aus den eigenen Reihen – in einen stärkeren Panik-Modus versetzen.
Und der wiederum dürfte sich auch bei mir in den nächsten Tagen potenzieren – analog der Ansteckungszahlen, was aber wiederum nicht an diesen liegt. Denn der Familienfrieden befindet sich in Gefahr, auch wenn die Kurzweil für das nahende kalte Wochenende gesichert scheint. Meine Frau und ich haben uns nämlich vorgenommen, ab heute mittag eine alte, fast ins Vergessen geratene partnerschaftliche Tradition aufleben zu lassen. Nein, nicht das, was sie jetzt denken. Sondern: Die Rommee-Karten auszupacken und gegeneinander ein paar Spielchen „Take 5“ zu wagen. Dabei handelt es sich um ein Kartenspiel für zwei Personen, das zwar mit dem harmlosen Namen des gleichlautenden Dave-Brubeck-Jazzklassikers (lohnt sich übrigens, auch mal wieder zu hören!) trägt. In Wahrheit handelt es jedoch sich um eine Streit- oder Zank-Patience, die ihren Klarnamen zurecht trägt. Denn nach ihrer Einführung in unseren Ehealltag (pikanterweise durch unsere Trauzeugin und beste Freundin) wurde schnell klar, dass es dem partnerschaftlichen Frieden eher zuträglich ist, wenn wir auf Dauer die Finger von diesem herrlich-kurzweiligen Kartenspielchen lassen. Oder anders: Weil ich immer gegen mein stoisches Gegenüber verliere, trug ich bereits ernste Verbrechensabsichten in mir. Ich weiß, das gehört eigentlich zum Familientherapeuten und nicht auf den Quarantäneblock. Aber wenn Kollateralschäden drohen…
Jetzt wissen Sie also, was los sein könnte, wenn in den nächsten Tagen hier andere Autoren erscheinen sollten. Zumindest hat es aus aktueller Sicht nichts mit Covid-19 zu tun. Gottseidank.
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