2020

Chinesische Schummler schaden vor allem der Natur

25. Oktober 2019 - Innenleben

Jetzt ist aber genug über Bälle geschrieben worden. Finde ich. Zeit sich den wirklichen ernsten Themen in Turnen und Sport zuzuwenden. Nehmen wir den Orientierungslauf. Der blüht ja hierzulande trotz seines Mauerblümchen-Daseins mehr oder minder bunt. Ja, unsere hessischen Orientierungsläufer*innen wissen mit Erfolg innerhalb des schönsten aller Bundesländer, aber auch außerhalb und sogar auf internationalem Parkett zu gefallen. Und das, obwohl der OL andernorts alles andere als eine Randsportart ist. Besonders in Skandinavien. Logisch: In den endlosen Wäldern Finnlands, der unberührten Fjäll-Landschaft Schwedens oder im norwegischen Naturpark Hadanger Vidda mangelt es verständlicherweise an geeigneten Jogging-Pfaden, so wie wir es aus dem Taunus oder dem Frankfurter Stadtwald gewohnt sind. Skandinavier an sich sind also von Natur aus, quasi genetisch-geographisch, gezwungen, insofern sie läuferisch ambitioniert sind, sich in der Wildnis zu orientieren. Also wird der skandinavische Mann oder die skandinavische Frau Orientierungsläufer.

Ganz anders schien mir das in China. Zumindest bislang. Auch wenn das Reich der Mitte etwa 250mal größer ist als der Zwergstaat Norwegen, kommt man dort mit 145 Einwohnern pro km² auf einen elfmal höheren Quotienten als die Wikinger (13 Menschen pro km²). Die Bevölkerungsdichte ist also hoch. Da wird das Mauerblümchen Orientierungslauf also gerne mal übersehen - dachte ich. Zumal mir die weniger erschlossenen Landschaften der Volkrepublik als OL-Terrain weniger geeignet scheinen – man denke nur an die Wüste Gobi.

Alles grobe Unkenntnis. Denn in China scheint Orientierungslauf eine richtig große Nummer zu sein. Wie sonst lässt sich diese Meldung sonst erklären? „Geheime Pfade und Markierungen: Chinesen schummeln beim Orientierungslauf, derer ich gerade habhaft wurde. Klar, dass die Volksrepublik als große, breitaufgestellte Sportnation sicherlich ein guter Gastgeber der Militärweltspiele ist. Und natürlich spielt der Orientierungslauf im soldatischen Sportlerleben eine größere Rolle als im zivilen. Aber so was: Pfade durch den chinesischen Wald fräsen und damit den Lebensraum der Pandas zerstören; oder Zuschauer postieren, die Tipps zurufen. Ja, die Kollegen der Deutschen Presse Agentur haben recht: Den chinesischen Ausrichtern scheint der „moralische Kompass verloren gegangen“ zu sein. Aber wenigstens hat es der Orientierungslauf wieder einmal in die Schlagzeilen gebracht. Und das hat dieser wunderbare Natursport wirklich verdient.

 

Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.