2020

Sport verbindet – wirklich!

12. September 2019 - Innenleben

Gestern habe ich Shaul Ladany kennengelernt. Nicht persönlich, sondern im Pressedienst des Deutschen Olympischen Sportbundes, der jeden Mittwoch die heiligen Turnhallen erreicht. Wobei ich sagen muss, dass ich ihn gerne kennenlernen würde. Denn bei Shaul Ladany handelt es sich um eine wirklich bemerkenswerteste Persönlichkeit, von denen ich je im Sport hörte. Er ist nicht nur ein guter Geher, der an zwei Olympischen Spielen teilnahm (1968 und 1972) - vor einigen Monaten absolvierte er einen Halbmarathon in Budapest. Mit etwas mehr als 80 Jahren fast schon nichts Außergewöhnliches mehr, wäre er nicht bei den European Makkabi Games im schwarz-rot-goldenen Trikot gestartet. Shaul Ladany wurde nämlich 1944, im Alter von acht Jahren, aus seiner ungarischen Heimat ins Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert. Er gehörte zu den wenigen jüdischen Häftlingen, die aufgrund von Verhandlungen ungarischer und schweizerischer jüdischer Organisationen mit der SS gerettet wurden und im Dezember 1944 in die Schweiz ausreisen durften. Später wanderte er nach Israel aus. Und kehrte 1972 zurück nach Deutschland. Zu den Olympischen Spielen nach München. Dort überlebte er nur knapp den Anschlag palästinensischer Terroristen auf die israelische Mannschaft.

Seit ein paar Tagen ist das papierene Vermächtnis in Bergen-Belsen zu sehen und macht das Grauen der NS-Zeit für Besucher*innen begreifbarer, persönlicher. Shaul Ladany selbst war bei der Eröffnung vor Ort. Bei ihrer Ansprache hat DOSB-Vize Uschi Schmitz die richtigen Worte gefunden, die an dieser Stelle für sich stehen sollen: Danke, dass Sie dieser Weg immer wieder auch zu uns führt. Und so nehme ich zwei Bilder mit aus dieser Veranstaltung: Sie hier unter uns, und Sie mit dem deutschen Trikot in Budapest. Und das nach allem, was geschehen ist. Wir sagen so oft, dass uns Sport verbindet. Er tut dies wirklich und wahrhaftig.

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