Chefdirigent Oliver Nickel hatte sich zum zweiten Benefizkonzert für den Darmstädter Lionsclub im Darmstädter Staatstheater am 24. März erneut etwas Besonderes einfallen lassen: Er stellte für das Sinfonische Landesblasorchester des Hessischen Turnverbands (LBO) ein Programm klassischer Bearbeitungen zusammen, denen er dann aber seinen eigenen Stempel aufdrückte. Als die Musiker*innen des Auswahlorchesters die Orchester-Suite des Balletts „Romeo und Julia“ anstimmten, saßen sie nicht in typischer Blasorchester-Sitzordnung, sondern hatten wie ein klassisches Sinfonieorchester auf der Bühne Platz genommen. Zusammen mit Klavier, Harfe und einer Cellogruppe bot sich ein imponierendes Bild und ein ebenso außergewöhnliches Klangerlebnis. Das knapp 20 Personen starke Klarinettenregister ließ gemeinsam mit Celli und Flöten Klangfarben entstehen, die zwar anders als die Geigengruppe eines Sinfonieorchesters klangen, diese aber nicht vermissen ließ.
Dieser Sound kam auch beim 2. Klavierkonzert von Rachmaninow sehr gut zur Geltung. Als Solistin hatte das LBO die in Darmstadt lebende Susanne Hardick gewonnen. Rachmaninow, der das Werk nach einer Schaffenskrise schuf, vereint in der Komposition melancholische Melodien mit virtuosen Läufen, bei der die Rollenverteilung zwischen Hauptmelodie und Begleitung zwischen Orchester und Klavier immer wieder wechselt. Die Pianistin verlangte mit ihrer flexiblen Spielweise dem Orchester eine hohe Aufmerksamkeit und Anpassungsfähigkeit ab, was den Musiker*innen sehr gut gelang. Als Zugabe verzauberte Susanne Hardick das Publikum mit dem wunderschönen, träumerisch dargebotenen und zur Jahreszeit passenden „Frühlingsrauschen“ von Sinding.
Nach der Pause bot sich den fast vollbesetzten Rängen ein völlig anderes Bild. Das Orchester nahm wieder in der gewohnten Blasorchestersitzordnung Platz, allerdings ergänzt durch eine kleine Jazz-Combo und zwei Sänger*innen. Eigentlich sind die „Sinfonischen Tänze“ aus der West Side Story eine durchgängig komponierte Suite. Oliver Nickel hat diese mit vier Songs aus dem Musical angereichert. Markus Hertwig (Piano), Jan Mikio Kappes (Bass) und Julian Leopold (Schlagzeug) legten die von Danai Amann als Maria und Fabian Klatt als Tony exzellent gesungenen Melodien „I feel pretty“, „Tonight“, „Maria“ und „Somewhere“ leicht jazzig an. Eine tolle Idee, die auch dem Orchester sichtlich einen Riesenspaß bereitete und die zweite Konzerthälfte viel zu schnell vergehen ließ. Man darf gespannt sein, welche Besonderheiten sich das LBO und sein Chefdirigent zum dritten Benefizkonzert im Frühjahr 2020 ausdenken werden.