Hessische Mehrkampfmeisterschaften am 1./2. Juli 2023 in Nidda

| Erstellt von Erich Kalhöfer | Leichtathletik und Mehrkämpfe

Die Stadt Nidda bot mit Sporthalle und Sportplatz nebeneinanderliegend und dem Schwimmbad ganz in der Nähe hervorragende Voraussetzungen, und mit der im Mehrkampf engagierten Eintracht Glauberg als Hauptausrichter war die Wettkampf-Veranstaltung in guten Händen. Die Bodenfläche musste zwar von Alsfeld (HTV) herbeigeschafft werden (das ist aber öfters der Fall), und ein wettkampffähiges Hochreck brachte der Berichtschreiber im Pkw-Kombi mit nach Nidda.

Die Teilnehmendenzahlen waren im männlichen Bereich sehr überschaubar. In allen Altersklassen (8 bis 30+) traten 37 Aktive in den Deutschen Mehrkämpfen und nur 18 in den Jahnwettkämpfen zum Wettkampf an. Im weiblichen Bereich war die Beteiligung (vor allem durch die jüngeren Jahrgänge) mit 93 Teilnehmerinnen in den Deutschen Mehrkämpfen und 67 in den Jahnwettkämpfen deutlich besser. Auch Mehrkämpfer*innen aus anderen Landesturnverbänden nahmen teil. So auch eine starke Gruppe weiblicher Jahnkämpferinnen vom TV Erlangen, die noch die Möglichkeit der Qualifikation zu den „Deutschen“ nutzen wollten. Waren die neun Teilnehmerinnen im Jahn-Neunkampf der Frauen 20+ recht erfreulich, so war die Nullbeteiligung bei den Männern in dieser Altersklasse sehr enttäuschend. Kamen die Deutschen Meister in der Vergangenheit doch häufig aus dem Hessischen Turnverband. Ebenfalls keine Teilnahme gab es im Deutschen Achtkampf der AK 18-19 Jahre.

Im Deutschen Achtkampf der Frauen 20+ siegte Rebecca Kimmel (TV Langen) mit 85,702 Punkten deutlich vor ihrer Vereinskameradin Darlene Pfennig (76,907 Pkt.). In den Altersklassen 18-19 und 16-17 kamen die Siegerinnen jeweils vom TV Großen-Linden. In der AK 18-19 siegte Selin Pitz (80,007 Pkt.) vor Elisabeth Bussiek (MT Melsungen/78,207 Pkt.) und in der AK 16-17 gewann Hannah Zachariasz (70,656 Pkt.) vor Mia Szünder (TSG Münster/69,295 Pkt.). Hessenmeisterin in der AK 14-15 wurde Jelena Bennewitz (TV Kalbach/67,853 Pkt.) vor Polly Wahler (TSG Niedergirmes/66.294 Pkt.). Im 15 Teilnehmerinnen starken Feld der AK 12-13 siegte Michelle Rutz (TSG Wiesek/61,801 Pkt.) vor Zazou Pheline Walker (TV Eschhofen/61,495 Pkt.).

Der Deutsche Meister und Medaillengewinner der Vergangenheit, Tom-Jasper Bobzien (TV Watzenborn-Steinberg), war im Deutschen Achtkampf der AK 20+ mit 88,271 Punkten überlegener Sieger vor Daniel Ramos (TSV Krofdorf-Gleiberg/68,927 Pkt.). Er dürfte es in dieser Form sehr bedauern, in diesem Jahr nicht wieder um den DM-Titel kämpfen zu können. Die jüngeren Altersklassen beherrschten die Turner des TV Ober-Ramstadt. In der AK 16-17 siegte Ozan Yusuf Cinar mit 60,668 Punkten vor seinem Vereinskameraden Louis Nikolic, der 59,865 Punkte verbuchen konnte. Auch in der AK 14-15 gab es durch den überlegenen Sieger Joris Wiegand (58,135 Pkt) vor Maximilian Toebe (50,671 Pkt.) einen Doppelsieg für den TV Ober-Ramstadt. Ebenfalls Wiegand hieß der Sieger in der AK 12-13. Der jüngere Bruder Gunnar machte es seinem zwei Jahre älteren Bruder nach und gewann mit 50,605 Punkten vor Diellon Hashani (TV Weißkirchen/48,564 Pkt.), der den 5,86 Punkte Rückstand nach den drei Übungen am Boden, Barren und Reck durch überlegene Leistungen in den drei Disziplinen der Leichtathletik (75 m Sprint, Weitsprung und Kugelstoßen) nur um knapp vier Punkte verringern konnte.

Viel enger geht’s nicht: Im Jahn-Neunkampf der Frauen AK 20+ entschieden 0,101 Punkte über die Titelvergabe. Nele Schmoll (MT 1861 Melsungen) war die Glückliche und siegte mit 99,250 Punkten vor Lara Honig (TV Langen), die sich 99,149 Punkte erkämpfte. Ähnlich war der Ausgang in der AK 18-19 Jahre. Es siegte Luna Grösch (MT 1861 Melsungen) mit 87,888 Punkten vor Emilia Staab (TV 1862 Langen), die 86,732 Punkte verbuchte. Überlegener war der Titelgewinn in der AK 16-17 Jahre. Anja Weth (TV 1862 Langen/59,220 Pkt.) siegte vor Paula Maino (TV Rossdorf /55,940 Pkt.). Teilnahmezahlmäßig war die AK 14-15 Jahre mit 15 Starterinnen des HTV und vier Jahnkämpferinnen aus Bayern (TG Landshut/TV Erlangen) am besten besetzt. Hier gab es durch Lena Jahn (64,247 Pkt.) und Emma Messerer (63,696 Pkt.) einen Doppelsieg für den TV Biebesheim. Auch die AK 12-13 Jahre war mit elf Teilnehmerinnen gut besetzt. Es siegte Mila Kupfer (TV 1893 Lieblos) mit 53,298 Punkten vor Paula Margareta Becker (TSV 05 Allendorf/L.), die mit 52,082 Punkten in der Siegerliste vermerkt ist. In der AK 30+ hielt sich die unverwüstliche Katja Leib (TSV Krofdorf-Gleiberg) mit 82,134 Punkten gegen die 15 Jahre jüngere Kerstin Weil (SGK Bad Homburg/96,464 Pkt.) ganz beachtlich. In der AK 30+ der Männer siegte Tobias van Roo (TSG Sulzbach) mit 97,258 Punkten vor seinem Vereinskameraden Josef Hoehl, der mit 95,339 Punkten in der Siegerliste vermerkt ist. Nur jeweils einen Bewerber gab es in der AK 18-19 Jahre durch Caspar Schinke (TV Watzenborn-Steinberg) und in der AK 16-17 durch Jakob Zahn (TV Lützelhausen), der aber im Wettkampf von zwei Turnern des TuS Oberhausen und einem Turner der TGM Budenheim begleitet wurde. Besser war die Beteiligung in der AK 14-15 Jahre. Hier siegte der mehrmalige Deutsche Vizemeister Carl Maier (TV Weißkirchen) mit 60,339 Punkten und fast 10 Punkten Vorsprung vor Ben Fiedler (TV Lützelhausen/50,498 Pkt.). In der AK 12-13 Jahre siegte Philemon Nick (TV Lieblos) mit 36,101 Punkten im Alleingang.

Hessische Nachwuchsmeisterschaften der Jahn-Kämpfe und Deutschen Mehrkämpfe

Die am Sonntag (2.7) ausgetragenen Meisterschaften der acht bis elf Jährigen waren zumindest in den Deutschen Sechskämpfen des weiblichen Bereichs gut besetzt. Dagegen gab es insgesamt nur sieben Teilnehmer in den Jahn-Sechskämpfen der Schüler. In der AK 11 starteten durch Fabian Valentin Maus, Xavier Kijas und Matti Luke Schinzel (alle TV Lieblos) drei Teilnehmer. Jeweils zwei Teilnehmer gab es durch Anton Britz (TV Weißkirchen/37,293 Pkt.) und Matti Berk (TSV 05 Allendorf/Lahn/ 36,976 Pkt.) in der AK 9 sowie durch Arvid Hartwig (TV Lieblos/40,644 Pkt.) und Oskar Berg (TV Lützelhausen/ 39,398 Pkt.) in der AK 10. Bei den acht Starterinnen in der AK 8 Jahre gab es durch Leni Sophie Berk (36,170 Pkt.) und Hannah Bui (33,165 Pkt.) einen Doppelsieg für den TSV 05 Allendorf Lahn. Den knappsten Sieg mit 0,075 Punkten Vorsprung errang in der AK 9 Jahre Luisa Nuria Schwarz (TV 1862 Langen/38,887 Pkt.) vor Eleonora Rapp (TV Kalbach/38,812 Pkt.). Die Siegerinnen in den Altersklassen 10 und 11 kamen von TV Lieblos. In der AK 10 siegte Malia Dürr (41,442 Pkt.) vor Hanna Schmidt (TV Großen-Buseck/39,350 Pkt.) und in der AK 11 gewann Ida Winterfeld (50,164 Pkt.) knapp vor Charlotte Fritzsche (TV Langen/49,720 Pkt.).

Wie schon eingangs erwähnt, war die Beteiligung an den Deutschen Sechskämpfen besser. Allein 23 Teilnehmerinnen gab es in der AK 10 der Schülerinnen. In dieser Altersklasse siegte mit 51,346 Gesamtpunkten und fast vier Punkten Vorsprung, Elenia Krick (TV Kalbach), vor Liara Wagner (TV Eschhofen), die 47,372 Punkte verbuchen konnte. In den Altersklassen 11 und 9 kam es durch Charlotte Neumann und Hanna Mathilda Dreise sowie durch Maria Clara Da Silva und Hannah Fenyö jeweils zu Doppelsiegen für den TV Kalbach. Knapp, mit nur 0,227 Punkten Vorsprung, behauptete sich Carla Schott (TSV Krofdorf-Gleiberg/42,419 Pkt.) vor Josefine Brezina (42,192 Pkt.) und Hira Gülsel (beide TV 1861 Neu-Isenburg) in der AK 8 Jahre. Die insgesamt 18 Deutschen Mehrkämpfer der vier Schülerjahrgänge verteilten sich auf sechs Vereine. In zwei Altersklassen gab es jeweils deutliche Siege. Der deutlichste Sieg gelang in der Altersklasse 9 Jahre mit 46,289 Punkten und 4,234 Punkten Vorsprung Bruno Schröder (TV Weißkirchen). Der Weißkirchner hatte in allen Disziplinen Bestwerte und vor allem im Weitsprung mit 4,13 m ein überragendes Ergebnis. Zweiter wurde Hannes Brauneck (TSG Münster/42,055 Pkt.). Nicht weniger erfolgreich war mit 51,161 Punkten und 4,221 Punkten Vorsprung Hugo Richter (TSV 05 Allendorf/L.) in der AK 10. Er hatte seinen Titelgewinn in erster Linie seinem tollen 40 m Ballwurf zu verdanken, in dem er gegenüber dem Zweitplatzierten, Niklas Wiegand (TV Ober-Ramstadt), 3,667 Punkte mehr verbuchen konnte. In den Altersklassen 8 und 11 machten die Schüler aus Mittelhessen die Siege unter sich aus. Bis auf Jorik Kleiner (TV Ober-Ramstadt) kamen alle aus dem TG Mittelhessen. In der AK 8 siegte Tim Streicher (TV 1892 Großen-Linden/44,159 Pkt.) vor Paul Richard Linke (TSV Krofdorf-Gleiberg/42,537 Pkt.) und in der AK 11 gewann Rafael Täm Minh Bui (TSV Allendorf/Lahn/43,788 Pkt.) vor Nico Janzen (TV 1892 Großen-Linden), der 41,601 Zähler auf dem Punktezettel hatte.

Die Ungleichgewichtung der Turnerischen Mehrkämpfe

Wer an den Hessischen Mehrkampfmeisterschaften teilnimmt, will sich in der Regel für die Deutschen Mehrkampfmeisterschaften qualifizieren. So auch in diesem Jahr bei den Meisterschaftswettkämpfen in Nidda. Doch irgendwann sickerte es durch, dass es in diesem Jahr – mangels Ausrichter – keine Deutsche Meisterschaft für die Deutschen Mehrkämpfe (Sechs- bzw. Achtkampf) geben würde. Die Jahnwettkämpfe aber sollen in Lieblos (Turnen/Leichtathletik) und Gelnhausen (Schwimmen und Kunstspringen) zur Austragung kommen. Da stellt sich schon die Frage, wie es zu dieser Entscheidung kommt. Schließlich sind die Jahnwettkämpfe umfangreicher, bestehen sie doch aus drei Sportarten. Der Corona-bedingte Ausfall war nicht zu umgehen und hinnehmbar. Jetzt aber einen Ausfall hinzunehmen, fällt schwer und sollte für die Verantwortlichen im DTB keine Problemlösung (fehlender Ausrichter) sein. Es gibt in Deutschland viele Orte, Gemeinden, Städte, wo die Infrastruktur stimmt, wo alle benötigten Sportflächen zur Verfügung stehen und sogar dicht beieinander liegen. Daran kann es nicht liegen! Hier spielen wohl andere Dinge eine Rolle. Wir leben auch mit den Veränderungen durch Corona. Die benötigten Helfer stehen vielleicht nicht mehr in ausreichender Zahl zur Verfügung. Und alles steht und fällt mit den Personen, die sich für die Mehrkämpfe engagieren. Wenn sich im Hessischen Turnverband auf der männlichen Seite kaum 10 Vereine an den Mehrkämpfen beteiligen, ist das bedenklich und sollte ein werbemäßiger Ansatzpunkt sein.

In dieser Situation ist ein Ausfall der Deutschen Meisterschaften für die Deutschen Mehrkämpfer eine schlechte Entscheidung des Technischen Komitees für Mehrkämpfe im DTB. Es stellt sich schon die Frage, welche Intention das Technische Komitee, mit dem TK-Vorsitzenden Rainer Schinzel (TV Lieblos) an der Spitze, bei der Entscheidung hatte, nur die Jahn-Wettkämpfe in Lieblos und Gelnhausen durchzuführen. Eine vielleicht in manchen Bereichen abgespeckte Meisterschaft ist immer noch besser als gar keine!

Für Übernachtung und Frühstück/Verpflegung könnte zum Beispiel jeder selbst verantwortlich sein und Hilfe der Teilnehmer, zumindest beim Abbau der Geräte (klappt bei Hessischen Meisterschaften der Turner bestens), wäre vielleicht auch ein momentaner Lösungsansatz.