Wir sind die Guten und wollen es auch bleiben!
04. September 2019 - Innenleben
Eigentlich gibt es so etwas wie einen ungeschriebenen Codex, dass ich mich an dieser Stelle aus der Politik heraushalte. Zumindest soweit es nicht um Sportpolitik im engeren und vielleicht auch weiteren Sinne geht. Denn allein dieses Politikfeld bietet ja genug Spielraum, sich zu ereifern, zu lästern und mahnend den Finger zu heben. Aber wenn die Grundwerte und der offen-demokratische Konsens verlassen wird, in dem wir alle uns im Sport (und der daraus resultierenden Sportpolitik) bewegen, ins Wackeln gerät, dann gilt mein alter Lieblings-Brecht-Spruch umso mehr: "Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht".
Zudem hatte ich mir bislang eine Art Schweige-Gelübde auferlegt - unter dem Motto: "Nicht öffentlich über die rechten Idioten reden, denn alleine damit nimmt man sie viel zu ernst." Zumal wir hier, im schönsten aller Bundesländer, von den menschenverachtenden, undemokratischen und rassistischen Umtrieben gerade im Sport weitestgehend verschont blieben. Aber: Das ist falsch.
Nicht weit von uns nimmt nämlich das Unheil auch im Sport seinen Lauf. So sei an dieser Stelle an einen etwas versteckten aber unbedingt lesens- bzw. schauenswerten Beitrag der WDR-Kollegen von Sport Inside hingewiesen. Da schickt eine rechtsextreme Organisation zum wiederholten Male via eines Kampfsportvereins-Ableger junge Leute zum Sportabzeichen. Die Kollegen des LSB Thüringen versuchen es zu verhindern. Klappt leider nicht, denn man schleicht sich ein. Hinterher präsentiert man das Sportabzeichen stolz auf seiner Homepage. Schlimm genug soweit, wenn man dann aber noch die Kommentare der Unterstützer liest, fällt mir nur noch der Kommentar der Zeit-Kollegin Melan Kiyak zu den Landtagswahlen am Wochenende ein: Kotzanfälle übers Treppengeländer (übrigens auch unbedingt lesenswert).
Der Sport insgesamt, das Turnen aber insbesondere sollte sich seiner Verantwortung bewusst sein und sich in seiner großen, alten und guten demokratisch-offenen und pluralistischen Tradition mit breiter Brust diesen Idioten entgegenstellen. Denn was diese Idioten wollen ist ein Systemwechsel. Und der betrifft nicht nur die Politik, die Kultur oder Bildung. Er betrifft auch den Sport. Wir sollten wachsam sein.
PS: Heute verzichte ich mal auf ein Bild, denn bei all dem Bildmaterial, dass ich zum Thema finde, geht es mir sofort wieder wie der Zeit-Kollegin im Treppenhaus.
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