2020

#BEHPPY: Fremdgesteuert

19. Juni 2019 - #BEHPPY19, Innenleben

Der Irrsinn hat Methode. Besonders wenn so ein Landesturnfest Fahrt aufnimmt. Es sind unendlich viele Menschen, die herumwuseln, transportieren und schleppen, auf- und umbauen, an- und herumfahren, sich und andere besprechen. Eine besondere Einheit konnte ja gestern abgebildet werden, heute hingegen geht es um das Herz des Turnfestes: das Back Office. Das ist strategisch extrem gut positioniert, direkt mitten im Geschehen gelegen, dabei aber etwas abseits und unscheinbar platziert. Denn es handelt sich um ein profanes Zelt. Immerhin mit Holzboden und liebevoll unter dem schützenden, schattenspenden Blätterdach eines bäumernen Ziergewächses befindlich, dafür aber ohne Strom und Internet. Das hat auch seine Vorteile, denn die Leute, die sich daselbst um den wohlfeilen Fortgang des Turnfestes kümmern, haben ja sowieso ihre Handys, die nutzen sie auch reichlich (und vermutlich würden sie sie am liebsten schon lange in Tonne gekloppt haben….), sind somit mitten drin. Aber so ein Handy und auch so ein Laptop braucht ab und an Steckdosen-Nachschub. Und genau an der Stelle wird ein Schuh draus.

Um sich also die Akkumulatoren jener Geräte mit Energie zu versorgen („Moment Kollege, mein Rechner ist gleich alle...“), muss man sich in die benachbarte zentrale Verpflegungsstelle der Turnfest-Helfer begeben. Das wiederum könnte für den einen oder anderen Konsequenzen haben, würde es doch die Ehre unseres Küchenchefs kränken, sollte es zu Beschwerden über Qualität oder Quantität der feilgebotenen Speisen kommen, was sich in herzhaftem Zulangen dokumentieren sollte. Will heißen: Es mangelt zu keiner Tageszeit an lecker Brötchen, Kaffee (je nach Tageszeit ergänzt um Kekse), Mittag- und Abendessen. Alles reichlich da – und lecker. Das ist für die Arbeitenden gut, denn wenn man schon mal eine Pause einleget, kann man auch gleich die Glykogen-Speicher wieder auffrischen.

Für die Stromsuchenden Arbeitsbienen aus dem Bienenstock des Turnfests bietet sich allerdings ein völlig anderes Bild. Eigentlich haben sie mehr als genug zu tun: Helfer und Fahrzeuge disponieren, Hilfe organisieren, tausende Anfragen bearbeiten. Nun sind sie aber gezwungen, zu essen und zu trinken. In regelmäßigen, viel zu kurzen Intervallen. Fremdgesteuert durch Strommangel. Der Autor dieser Zeilen macht sich Sorgen. Nicht um die eigene Adipositas. Sondern um die der Kollegen im Back Office.

Man darf sich das nämlich sonst eher so vorstellen: Ein Turnfest ist für Mitarbeiter, Helfer, Volunteers nämlich gemeinhin ein Quell der Gewichtsreduktion. Jeden Tag knapp ein Pfund, so der Richtwert. Keine Zeit zu essen, den ganzen Tag in Bewegung, das wirkt Wunder und lässt jede Low-Carb-Diät und alles Intervall-Fasten verblassen. Aber für die Macher im Back Office ist nun das Gegenteil der Fall. Sie sind zum verharren und zur Nahrungsaufnahme gezwungen, nur weil die Akkutechnik noch immer auf dem Stand von vor 30 Jahren stecken geblieben. Bewegungsmangel dank fehlendem technischen Fortschritts. So, jetzt ist aber Schluss, ich habe kaum noch Akku-Laufzeiiiiiitttttt……

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