2020

Was Turner verdienen

11. August 2018, Innenleben

Glasgow und Berlin sind in aller Munde. Und das Turnen dazu. Mini-Olympia mit den großen Individiualsportarten Leichtathletik, Schwimmen und natürlich den Gerätturnerinnen und Gerätturnern. Und eigentlich kann man den Verantwortlichen in den europäischen Spitzensportverbänden nur gratulieren. Denn das Konzept geht auf. Denn wer kann sich schon erinnern, außerhalb Olympischer Spiele die Turnkünste an einem Wochenend-Nachmittag zur Prime Time live zu erleben. Ein seltener Genuss. Zehn Tage lang geht und ging das nun so. Mit Rudern, Kunstspringen, Triathlon und Bahnradfahren.

Das Ganze grenzt an ein kleines Wunder. Ich kann mich nicht erinnern, in über 20 Jahren Live-Schalten der öffentlich-rechtlichen Sender zu einem Vorkampf einer EM – zumal nicht in Deutschland – erlebt zu haben. Und dann auch noch Turnerinnen außerhalb des engsten Favoritenkreises nicht-deutscher Provinienz zu sehen. Einfach so. Unfassbar. Da bemerkten selbst die Kommentatoren von ARD und ZDF, dass sie Teil von etwas Medial-Besonderem sind. Immer wieder waren Beteuerungen zu hören, dass die European Championships ein herausragendes Ereignis seien – abseits des Fußballs. Stimmt. Oder vielleicht doch nicht. Lassen sie uns mal genauer hinsehen. Denn möglicherweise hat das eine nichts (mehr) mit dem anderen zu tun. Denn was so gut wie alle Starter bei den EM‘s eint: Sie wissen kaum, wie sie ihren Leistungssport mit ihrem „sonstigen Leben“ in Einklang bringen sollen, denn es mangelt in fast allen Fällen an monetärer Unterstützung. Sieht man von Ausnahmen wie einst Fabian Hambüchen ab, gilt das für unsere Turnerinnen und Turner ebenso wie für den Zehnkämpfer Arthur Abele oder Radfahrerin Trixi Worrack. Schauen Sie sich das mal an und fragen Sie sich doch mal, was Balken-Weltmeisterin Pauline Schäfer überwiesen bekommen könnte. Und was sonst noch so dazu kommen könnte…

Nein, auf Vergleiche mit den Neymars dieser Welt soll an dieser Stelle verzichtet werden. Aber festzuhalten bleibt, dass kein einziger Viertliga-Kicker in dieser Republik für die paar Kröten über den Rasen rasen würde. Das ist nicht neu, das weiß ich auch. Und eine alte, vielleicht nicht ganz ernst gemeinte Forderung eines früheren Vizepräsidenten bahnt sich ihren Weg: „Lass uns die Fußball-Berichterstattung in den Zeitungen dahin tun, wo sie hingehören. In den Wirtschaftsteil.

Das sollten man doch mal zu Ende denken. Eine kleine, aber feine Idee: Nicht mehr die Befindlichkeiten und muskulären Probleme (von was eigentlich, bei einem Spiel pro Woche?) der Spieler heimischer Bundesligisten prägen die Schlagzeilen auf der Titelseite des Sportteils in der Freitagszeitung, sondern das Volleyball-Champions-League-Spiel zwischen Friedrichshafen und Udine vom Vorabend. Man könnte sich mit dem Gedanken anfreunden, zumal man in der Wochenend-Kolumne meiner Lokalzeitung endlich auch mal einen Hinweis auf das anstehende Derby in der Tennis-Oberliga zwischen den beiden heimischen Vertretern fände. Sport ist pluralistisch. Die Medien können das widerspiegeln. Auch ohne einen ewigen Reflex auf den Fußball. Er ist nur ein Teil. Und er wird durch genau diese Reflexe von uns Medienschaffenden überhöht. Das haben die anderen Sportler nicht verdient. Schon gar nicht während eines so wunderbaren Großereignisses wie den European Championships.

 


Eine unvergessliche Zeit!

23. Februar 2018, Hessischer Turnverband - Innenleben, Olympische Winterspiele 2018

Die letzten Tage in Korea sind angebrochen. Am Dienstag besuchten wir in Begleitung von Stabsfeldwebel Scherfling, der in Korea im Militärstab der Deutschen Botschaft arbeitet, die Demilitarisierte Zone zwischen Nord- und Südkorea. Die Anspannung in der Gruppe war deutlich zu spüren und es gab auch einige Regeln zu beachten. So durften bspw. die Wachposten auf gar keinen Fall angefasst oder angesprochen werden.

Wir wurden von zwei amerikanischen und einem neuseeländischen Soldaten begleitet, die uns vor Ort die Gebäude zeigten und uns durch das Grenzgebiet führten. Besonders spannend war das nordkoreanische Dorf, das wir von einem Ausgangspunkt aus sehen konnten. Uns wurde erklärt, dass die Fenster teilweise nur aufgemalt sind, die Häuser keine Stockwerke haben und das Dorf damit nur zu Propagandazwecken aufgebaut wurde. Nordkoreanische Propagandalieder schallten in unsere Richtung und die weltgrößte Flagge, die Nordkorea gehisst hat, war nicht zu übersehen.

An der Grenze selbst waren keine nordkoreanischen Soldaten zu sehen, sodass man keinen direkten Kontakt beobachten konnte. Jedoch herrscht zwischen Nord- und Südkorea immer wieder ein Wettstreit um das größte Gebäude oder um die größte Flagge. Ich habe mir die Stimmung auch auf Grund der deutschen Presse sehr viel angespannter und feindseliger vorgestellt.

Wie schnell doch die Zeit vergeht! Den letzten Abend verbrachten wir gemeinsam mit unseren koreanischen Freunden. Ein buntes Programm aus einer Taekwondo-Show, Gesang und einem Videorückblick auf unsere Zeit bei den Olympischen Spielen in Südkorea. Ein gelungener Abschluss einer unvergesslichen Zeit!

Und dann hieß es auch schon Sachen packen. Bevor es zum Flughafen ging, hatten wir noch kurz Zeit einige Souvenirs aus Seoul zu kaufen. Ich bin sehr dankbar für alle Erfahrungen, die ich gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Jugendlager in Südkorea sammeln durfte, denn diese Erinnerungen sind einmalig und werden mich wahrscheinlich mein ganzes Leben begleiten. - Rieke -


Das war unbeschreiblich!

21. Februar 2018, Hessischer Turnverband - Innenleben, Olympische Winterspiele 2018

Die Woche startete mit einem Besuch im olympischen Dorf. Wir hatten das Privileg vor Ort in der Kantine essen zu dürfen und das Büro des Team-Deutschland zu sehen. In der Kantine trafen wir auf Arnd Peiffer und weitere Biathleten. Zurück im Deutschen Haus habe ich mich kurz mit Fabian Hambüchen ausgetauscht und auch ein Foto mit ihm machen können, bevor das Treffen mit der hessischen Delegation anstand. Wir konnten unsere Sorgen und Wünsche für den Sport in Deutschland äußern und sowohl über positive, wie auch negative Aspekte diskutieren. Themen waren u. a. E-Sport, die duale Karriere von Spitzensportlern, sowie die Förderung und Unterstützung durch den Landessportbund Hessen.

Weiter ging es zum Skispringen mit dem Team Finale. Was eine atemberaubende Stimmung. Gemeinsam mit allen 40 Teilnehmern und den zehn Betreuern des Jugendlagers feuerten wir unsere Jungs lautstark an. Das ein oder andere Mal waren wir sogar im Fernsehen zu sehen, wie mir Freunde aus Deutschland mitteilten. Am Ende hieß es dann tatsächlich Silber für Team Deutschland. Herzlichen Glückwunsch an Karl Geiger, Stephan Leyhe, Richard Freitag und Andreas Wellinger!

Viele Grüße, Rieke


Wie lebt eigentlich eine koreanische Familie?

19. Februar 2018, Hessischer Turnverband - Innenleben, Olympische Winterspiele 2018

Die Antwort darauf durfte ich bei einem Austausch in der Küstenstadt Gangneung erleben. Gemeinsam mit 40 koreanischen Jugendlichen besuchten wir unterschiedliche Sehenswürdigkeiten und den Strand von Gangneung. Den Abend verbrachten wir dann in den jeweiligen Gastfamilien. Damit bot sich uns die einzigartige Möglichkeit in das Familienleben der Koreaner zu schnuppern. Die Gastfamilie war sehr freundlich und offen. Ich wurde herzlich empfangen und hatte eine super Zeit. Zu essen gab es sehr leckeren koreanischen Bulgogi und wie bei den Koreanern üblich, wurde die Mahlzeit auf dem Boden zu sich genommen. Auch geschlafen habe ich auf einer dünnen Decke auf dem Boden. Die Fußbodenheizung sorgte für die Wärme. Eine tolle Erfahrung!

Ein paar Impressionen vom Austauschprogramm in Gangneung:


NANTA-Show, K-Pop und spannende Gespräche

17. Februar 2018, Hessischer Turnverband - Olympische Winterspiele 2018, Innenleben

14. bis 16. Februar:

Am Morgen stand Ski Alpin Frauen Slalom auf dem Plan. Aufgrund des Wetters musste der Wettkampf jedoch leider abgesagt werden. Im Deutschen Haus sprachen wir später mit dem DOSB-Präsidenten Alfons Hörmann, Petra Tzschoppe, Walter Schneeloch und Jan Holze, die sehr offen und ehrlich unsere Fragen beantworteten. Mit viel Applaus und La-Ola-Welle wurde am Abend Goldmedaillengewinner Eric Frenzel im Deutschen Haus begrüßt.

Die Teilung und die damit verbundene Geschichte Süd- und Nordkoreas standen am Donnerstagmorgen im Mittelpunkt. Außerdem wurde uns ein sehr realistisches Bild von der jetzigen Situation vermittelt. Man hat gemerkt, dass die Medien einen sehr großen Einfluss auf uns haben und nicht alle Informationen mit der Realität übereinstimmen. Im Anschluss besuchten uns Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Seoul im YMCA-Hotel und boten uns einen interessanten Einblick in ihre Arbeit und Aufgabenbereiche. Am Abend besuchten wir die NANTA-Show in Seoul. Ein Mix aus Komödie, Kochshow und Trommelauftritten, die auf sehr unterhaltsame Weise einen Teil der koreanischen Kultur vermittelte. Der Abschluss war dann ein Karaoke-Abend mit der gesamten Gruppe, der natürlich den Spaßfaktor voll und ganz erfüllte.

Schon über eine Woche sind wir bereits in Südkorea unterwegs und lernen wirklich einiges kennen. Und auch am Freitag wartete wieder ein spannendes Programm auf uns:

  • Doping-Workshop mit Arne Machetanz, einem Teilnehmer und Juniorbotschafter der NADA.
  • Paralympics-Workshop mit Maria Mayer, die uns verschiedene Sportarten vorstellte.
  • Sportspaßturnier mit abgeänderten Wettbewerben: Sportarten wie Biathlon nachahmen oder Blindenfußball und Sitzvolleyball. Alle Wettbewerbe wurden von den Teilnehmern gestaltet.
  • Einführung in die Faszination K-Pop mit Nele Uhlmann.

In unserer Freizeit am Abend machten wir den Food Markt unsicher. Wir probierten verschiedenste koreanische Kleinigkeiten und waren meist sehr positiv überrascht.

Viele Grüße aus Korea, Rieke


Ein Highlight folgt dem nächsten ...

14. Februar 2018, Hessischer Turnverband - Olympische Winterspiele 2018, Innenleben

Nach dem Treffen mit dem Bundespräsidenten folgte am 11. Februar gleich der nächste Höhepunkt: Ein Treffen mit Adidas im Deutschen Haus! Wir plauderten mit Lena Gercke und Laura Ludwig, den Vertreterinnen der Marke, über die Spiele und unseren Sportalltag. Außerdem beschrieb Laura ihre erfolgreiche Vorbereitung mit Kira Walkenhorst auf die Olympischen Spielen in Rio 2016, die ihnen zu Gold verhalf.

An der Rodelstrecke fieberte ich mit den deutschen Rennrodlern. Am Ende wurde Johannes Ludwig Dritter und Felix Loch leider nur Fünfter. Außerdem habe ich Andreas Wellinger, Olympiasieger 2018 im Skispringen, getroffen.

Am nächsten Tag stand dann eine interkulturelle Stadtrallye mit südkoreanischen Jugendlichen durch Seoul auf dem Programm. Die Rallye wurde in Zusammenarbeit mit dem Goethe Institut organisiert und hat sehr viel Spaß gemacht. Mit dem Korean Barbecue folgte dann auch noch ein kulinarisches Highlight.

Beim Besuch des Shorttrack-Wettkampfes am 13. Februar war ich vor allem von der Schnelligkeit dieser Sportart fasziniert. Shorttrack darf man nicht mit Eisschnelllaufen verwechseln, da sich die Athleten nur eine Spur teilen. Das bedeutet, dass es sehr viel schwieriger ist zu überholen und der Wettkampf somit sehr spannend wird.

Bis bald, Rieke


Bundespräsident und Gold für Deutschland

10. Februar 2018, Hessischer Turnverband - Olympische Winterspiele 2018, Innenleben

9. Februar, Seoul:

Der erste 'ganze' Tag in Südkorea begann um 8.30 Uhr mit dem Frühstück. Neben südkoreanischem Reis gab es für uns auch eher westliches Frühstück: Toast und Cornflakes. Boris aus dem Betreuerteam hat mit uns einen Rundgang durch die Unterkunft gemacht und danach durften wir uns über eine kurze Einführung über Seoul von Jonas Kuhlmann freuen.

Zum Mittagessen gab es die koreanische Beilage Kimchi (Weißkohl), die zu fast jedem Essen serviert wird. Außerdem wurde Reis mit Gemüse serviert. Die Herausforderung mit Stäbchen zu essen wurde von den Meisten angenommen und auch größtenteils gemeistert. Aller Anfang ist schwer, aber mit etwas Übung wird man immer besser.

Danach stand der Besuch der Internationalen Oberschule auf dem Programm. Die Begrüßung war sehr herzlich und es machte Spaß sich mit koreanischen Jugendlichen auszutauschen. Nach einem sehr lustigen Sprachkurs durften wir die traditionelle Tracht (Hanbok) anziehen und lernten mehr über K-Pop. Am Abend schaute das gesamte Jugendlager im YMCA den Livestream der Eröffnungsfeier.

10. Februar:

Wir starteten mit einem Workshop zum Thema Olympia in den Tag. Danach stand ein Treffen mit dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier im Deutschen Haus an. Er hat sich mit uns ausgetauscht und über unsere Hobbys und Jugendsport in Deutschland unterhalten.

Im Anschluss besuchten wir noch das Biathlon 7.5 km Sprint-Finale der Damen und fieberten mit, als Laura Dahlmeier die erste deutsche Goldmedaille dieser Spiele gewann. Die Stimmung war überwältigend und es war einfach schön diesen Erfolg mit ihr feiern zu können.

Bis bald, Rieke


Heute geht es endlich los!

08. Februar 2018, Hessischer Turnverband - Innenleben, Olympische Winterspiele 2018

In Frankfurt angekommen startete das gemeinsame Programm um 10 Uhr morgens. Zuerst wurde auf fairem Wege festgelegt, welche Wettkämpfe jeder Teilnehmer zu sehen bekommt.

Ich werde beim Biathlon, Rodeln, Short Track, Ski Alpin (Slalom) und Ski Freestyle hautnah dabei sein und das deutsche Team unterstützen. Nach dem Mittagessen im Landessportbund Hessen sind wir dann gemeinsam zum Flughafen gefahren und haben uns für die Reise bereit gemacht. Die Vorfreude wurde mit jeder Minute größer und man kann sagen, dass wir eine super Gruppe sind und uns alle sehr gut verstehen.

In Doha legten wir dann nach sechs Std. Flug einen Zwischenstopp ein und hatten Zeit den riesigen Flughafen zu erkunden. Da wir mit der offiziellen Olympiakleidung, also im Partnerlook, unterwegs waren, wurden wir hier und da auch mal angesprochen oder sogar nach Fotos gefragt. Der zweite Flug dauerte etwa neun Std. Ich konnte mich trotz allem auf dem Flug erholen und die Zeitdifferenz von 8 Std. war bis jetzt kein großes Problem. Gegen 19 Uhr haben wir dann am 08. Februar 2018 im YMCA Hotel in Seoul eingecheckt und die Zimmer bezogen. Von Schwimmbad bis Turnhalle hat unsere Unterkunft alles zu bieten, sodass man sich auf einen entspannten und aufregenden Aufenthalt freuen kann.

Rieke Kurtenacker


Werbung muss sein

07. Februar 2018, Innenleben

Auch das darf gesagt werden: Für junge Kollegen muss man auch mal Werbung machen dürfen. Besonders im Kontext von großem Sport. Wir haben nämlich keine Kosten und Mühen gescheut, eine Turnerin im deutschen Olympia-Team zu platzieren. Nun werden Sie fragen, wie dass denn sein kann, denn der Schwebebalken oder der Stuffenbarren wirkt auf der Skispungschanze oder im Eiskanal ein wenig deplatziert. Stimmt. Wir machen das perfider. Denn die junge Rieke Kurtenacker aus Limburg ist für uns nämlich im Deutschen Olympischen Jugendlager zu Pyoenchang am Start, zählt zu den 40 Auserwählten aus allen Bereichen des olympischen Sports, die in Korea die Luft des ganz großen Sports schnuppern darf. Und weil Rieke eine nette jugen Turnerin ist, versorgt sie uns mit Hintergrundinfos aus Korea, berichtet uns von hinter den Kulissen. Worauf sich nicht nur Schu ganz besonders freut, denn was kann schöner sein, als Winterspiele mit Turneraugen zu beleuchten. Wir dürfen uns drauf freuen. Und natürlich Werbung dafür machen.


Blogge geht weiter

06. Februar 2018, Innenleben

Manchmal freut es den Blogger ja, dass jemand zur Kenntniss nimmt, dass es nichts zur Kenntniss zu nehmen gibt. Auch wenn es nur ein einziger ist. Das ist dann doch Anlass genug, sich ein paar Minuten aus dem knapp bemessenen HTV-Zeit-Budget zu schneiden und ein paar Zeilen für die digitale Ewigkeit zu verfassen. Zumal gerade das gesamte HTV-Netzwerk samt Outlook und sonstiger binären Quälereien kollabierte und nur das "good ole" internet weiter seinen Dienst versieht. 

Will heißen: Irgendwas digitales geht immer, oder: blogge geht weider, um den großen Fußball-Philosophen und Pilsstuben-Besitzer aus Frankfurt-Enkheim abgewandelt zu zitieren.

Dabei handele ich wieder besseres Wissen. Denn es geziemt sich nicht, die profanen Balljünger im Kontext des überirdischen Turnen zu erwähnen. Und das auch noch auf einer Homepage einer turnerischen Institution, sozusagen eines Turner-ORGANS (ja, fürher war der Hessenturner nicht etwa nur einfach die Zeitschrift des HTV, sondern sein offizielles ORGAN!). Denkt man das jetzt digital zu Ende, würde das wohl heißen, dass htv-online.de inzwischen das hinreichend seriöse Verlautbarungs-Medium unseres Verbandes ist. Denn alles, was früher der Hessenturner konnte, kann heute unsere Homepage: Lehrgänge (was für ein hübsches, fast in Vergessenheit geratenes Wort!) anpreisen und buchen, Ergebnisse von Kunstturnwettkämpfen (erinnern sie sich noch an diese Sportart?) nachblättern, Infos von Sitzungen abrufen.

Das Digitale hat die Welt verändert, auch uns Tuner und unsere ORGANE. Aber am Ende sind wir  einfach nur Menschen, mit Herz und Nieren und all den anderen Organen. Das unterscheidet uns weder von Chinesen noch von Fußballern oder Aristoteles. Wir alle wollen ein erfülltes Leben. Dass das allerdings mit Turnen noch erfüllter ist, wissen wir erst seit Jahn. Oder doch nicht?


Buch und Bundestag

24. Oktober 2017, Innenleben

Heute soll einmal der Wind des Großen durch diesen Blog wehen, denn es ist ein historischer Tag. Zum einen konstituiert sich der 18. Bundestag genau während diese Worte geschrieben werden, zum ersten Mal seit vielen Jahrzehnten mit sechs Parteien auf den Parlamentarierbänken. Und in den Buchhandlungen rund um das Parlament (und anderswo in der Republik) liegt seit heute das neue Buch von Fabian Hambüchen in den Stapeln obenauf.

So überschlagen sich die Medien. In den Liveblogs der Wahl zum Bundestagspräsidenten kocht das Duchfallen des Herrn Glaser (aus Frankfurt, sic!) hoch. Und bei Bild.de rauschen die ersten Zitate aus der Hambüchen-Schreibe über den Bildschirm. "Du bist ein arrogantes A.... geworden", kann man da als Zitat des Vaters über den Sohn nachlesen.  Okay, das ist aus dem Zusammenhang gerissen und nur wenig aufschlussreich. Spricht aber nicht für den literarischen Wert des 19,90-Euro-Werkes. Ist auch gemein. 

Das liegt vielleicht daran, dass man eine andere Erwartungshaltung an ein autobiografisches Tunerbuch hat. Und es ist auch der Zeitgeist, der da weht. Der spricht für den einstigen Turnfloh aus Wetzlar, der übermorgen 30 wird und damit den Status eine Flohs längst über Bord geworfen haben dürfte. Denn die Sprache ist zeitgemäß, wenn auch nicht den turnerischen Erwartungen entsprechend. Ist aber andererseits auch gut so. Denn eines kann man Fabian Hambüchen nicht unterstellen: angepasstes Handeln. Damit hat er stets für Aufsehen gesorgt, auch abseits der Reckstange. Und am Ende hat das Turnen in Deutschland davon wohl mehr profitiert, als dass es geschadet hätte. Zumindest in der breiten Öffentlichkeit.

Was das alles mit dem Bundestag zu tun hat? Den Zeitgeist sicherlich, denn die Wahlen haben gezeigt, dass die (etablierten) poltitischen Parteien publizistisch und thematisch offensichtlich einer nicht mehr ganz kleinen Minderheit in der Republik nicht mehr aus der Seele sprechen. Denn das unangepasste ist im Vormarsch. Das zu verstehen, fällt uns Turnern manchmal schwer. Was aber auch gut sein kann.


Sport, Turnen und Soziale Arbeit

29. September 2017, Innenleben

Es ist ja sonst nicht unser Stil, uns mit den anderen zu beschäftigen, denn wir Turner sind uns ja oft selbst genug. Aus gutem Grund, denn und gibt es schon lange, wir sind so richtig breit aufgestellt und - darüber hatte ich zuletzt geblogt - sind gut justiert zwischen Tradition und Moderne.

Trotz alledem, wir sind ein Teil des Großen und Ganzen (ein nicht unerheblicher!) namens Organisierter Sport in Deutschland. Dass wir da eigentlich ganz gut aufgehoben sind, beweisen die vielfältigen Aktivitäten des DOSB. Und da sei an dieser Stelle in besonderer Weise der wunderbare DOSB-Pressedienst erwähnt, der jeden Mittwoch nachmittag pünktlich in meinem elektronischen Postfach liegt. Besonders hervorzuheben: Der oft 30-seitige Pressedienst beginnt stets mit einem Kommentar, und zwar so gut wie immer mit einem sehr gehaltvollen.

Gestern hat sich daselbst Martin Schönwandt zu Wort gemeldet. Schönwandt ist Vorstand Jugendsport beim DOSB und hat sich grundlegende Gedanken zum Zusammenspiel von Sport und Sozialer Arbeit in dieser Republik gemacht. Und festgestellt, dass die gesellschaftlichen Aufgaben des Sports und der Sozialen Arbeit meist deckungsgleich sind, und irgendwie längst zueinandergefunden haben. Eine nicht unwichtige Erkenntnis, wenn wir uns als Turnvereine vor Augen halten, welche vielfältige gesellschaftlichen und insbesondere jugendpolitisch-pädagogischen Aufgaben inzwischen durch fast alle Sportvereine gestemmt werden. Wir integrieren, kennen keine soziale Schere, bei uns gilt Bildungsgleichheit, wir sind ein glühendes Besipiel für gelebte Demokratie.

Nur wenn es um darum geht, "guten und durchaus auch erfolgreichen Sport gerade für junge Menschen zu organisieren, bewegt (es) sich grundsätzlich in völlig anderen Kontexten und verfolgt andere Ziele als die Soziale Arbeit." Mag sein. Oder auch nicht. Denn dem sei gegenüber gestellt, dass sich das friedliche, sportliche Messen nach einem ausgetüftelten, nach den Richtlinien des Fair Play ausgerichteten Wettkampfes durchaus ein gutes Stück Sozialarbeit abbildet. Glaube ich. Zumndest lasse ich das mal für uns Turner so stehen und beziehe mich dann mal gerne auf unsere Turnväter, in deren guten demokratischen Werte-Tradition wir uns (auch in der Morderne!) immer noch gerne und gut bewegen.

Bleibt nur die Frage, ob dies bei manch einer anderen Sportart und bei offensichtlich professioneller Struktur unter Einsatz vieler Millionen Euros vielleicht ganz anders aussieht. Aber da können Sie sich ja selber ihr Urteil bilden.


Wenn sich Barren und Bildschirm umarmen....

28. September 2017, Innenleben

... sich Reck und Rechner küssen, dann hält die Digitalisierung Einzug im Hessischen Turnverband. Es ist genau das, was der Hessische Turnverband, oder besser wir älteren Turnerinnen und Turner so gerne mit Tradition und Moderne titulieren. Denn: Tradition und Moderne, diese Mixtur tut dem Turnen gut. Während sich die vornehmlich älteren Herrschaften mit Verantwortung in den Vereinen (wozu sich der Autor angesichts vieler Lenze jenseits der 50 wohl auch zählen muss), wohl eher dem traditionellen innerhalb der Turnerei zuwenden, ist die Turnpraxis eher in der Moderne angekommen. Nehmen wir zum Beispiel Fabian Hambüchen (Turnpraxis, jung!). Der hat zwar eher einen traditionellen Turnanzug an, seine Übungen wären aber ohne digitale Mithilfe sicher nicht so formvollendet, wie sie daherkommen. Klar, Talent braucht's auch, aber die biomechanischen Möglich- und Fähigkeiten werden in der Halle per Mausklick auseinanderseziert. Gut, das ist jetzt ziemlich hoch aufgehängt, aber: Verabreden Sie sich nicht per WhatsApp für die nächste Pilates-Stunde, gestatten sie dem Kassenwart ihres Turnvereins nicht etwa den SEPA-Einzug per Mausklick...
....Und genau deshalb will auch der HTV Digitalisieren. Neue Homepage, neuer Blog, neue Inhalte....
Nein, genau nicht, denn die bleiben dann doch gleich. Denn auch in der schönen, neuen, digitalen Welt sollten wir nicht vergessen, mit was wir es hier zu tun haben: Mit Turnen, mit Körperkunst, und mit Menschen, die sich zum Ausübung dieses Zweckes zusammengeschlossen haben. Und zwar mit der einfachen Prämisse, dass die Ausübung der Turnkunst in der Solidargemeinschaft Verein noch viel mehr Spaß macht. Modern oder tradionell, digital oder analog - egal, Hauptsache es gefällt.


Schublogt

28. September 2017, Hessischer Turnverband - Innenleben

Digital, aber trotzdem lieb

Auch an Kolumnen geht die Digitalisierung nicht vorbei. Liebgewonnenes findet sich oft gedruckt. Bislang. Das ändert sich, so wie sich auch die Welt ändert. So wird aus Schuschreibt Schublogt. Das hat aber nicht nur Nachteile (weil ja etwas Liebgewonnenes verloren geht), sondern auch Vorteile. Denn wenn Schu blogt, spart sich der Autor einige Zwischenschritte. Kein Layout, keine Korrekturschleifen, kein Druck und Versand. Die unnützen Ausdünstungen des Schu über Turnen, Vereine, Zusammenleben im Alltag, Sprache, mehr oder minder nutze Bewegungsformen, Essen und Trinken - sie alle landen direkt beim Leser (oder der Leserin, oder wer auch immer dieses unnütze Zeug liest).

Weil das Ganze also digitalisiert und damit ein wenig barierrefreier, sicher aber schneller ausgedünstet werden kann, könnte es sein, dass Schu nun öfter schreibt (oder blogt), somit also die Belästigungsfrequenz des nennen wir es mal Konsumenten deutlich zunimmt. Das könnte dann wiederum von Vorteil sein, zum Beispiel weil Sie, werte Leser, diese kleine und nutzlose Kolumne liebgewonnen haben. Das würde den Autor freuen, egal ob digital oder gedruckt. 

Schublogt