Können Sie sich vorstellen, was vor einem Turnfest in so einer Turnverbands-Geschäftsstelle los ist? Genau. Land unter. Telefone im Dauerklingel-Modus, Konferenzen, Meetings oder Besprechungen zur Lage, zur Sicherheit, zur Wettkampf-Durchführung, zur Konzert-Technik, zum Bühnenaufbau, zur Verkehrslenkung, zur Aufstellung von fliegenden Bauten, zur Positionierung von Toiletten-Häuschen, zur Akkreditierung und zum Frühstück in den Schulquartieren, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Ja, alles will recht organisiert sein, denn die Messlatte liegt hoch.
Turnfeste sind kleine Meisterwerke der Organisation - kann man mit Fug und Recht behaupten. Das liegt im Wesen des Turnens. Darauf muss man immer wieder mal hinweisen: Bewegungsmuster, die nach Perfektion streben, in einem Wettkampf zu betreiben, wirkt auch aus dem eigentlich sportlichen Bereich heraus. Alles was sich nicht absolut rund dreht, fällt durch das Raster; Überschläge, die nicht korrekt ausgeführt werden, fallen aus der Wertung und Griffe, die nicht sitzen, führen zum Abgang vom Gerät (missratene Kunststücke am Balken gerne auch!).
So etwas überträgt sich natürlich in den (Vereins)Alltag. Beim Turnen muss die Organisation sitzen. Egal wie - sonst Abgang, um es mal böse zu sagen. Ja, der Turner (und natürlich auch die Turnerin) verzeiht keine kleinen Fehler oder Ungereimtheiten, deshalb auch die vielen Konferenzen, Meetings oder Besprechungen und Telefone im Dauerklingel-Modus. Alles, aber auch wirklich Alles ist durchorganisiert, bestens aufgestellt und jeder turnerische Wunsch wird umgesetzt.
Als ob das nicht alles schon genügen würde, um eine gute Hundertschaft ehren- und hauptamtlicher Mitarbeiter ordentlich in Schwung zu halten, es gibt noch immer welche, die was oben draufsetzen. Ohne jetzt in allgemeine Schelte über uns Staatswesen verfallen zu wollen, aber was die deutsche Gesetzgebung sich inzwischen zur Sicherheit bei Großveranstaltungen, seien es erheiternde oder sportliche, einfallen hat lassen, überschreitet tatsächlich den zugegeben kleinen Horizont eines Bloggers bei weitem und nährt die krudesten Vergleiche unter den Kollegen („Hätte Fukushima die gleichen Sicherheitsauflagen gehabt wie das Turnfest, hätte das Erdbeben um einiges stärker ausfallen müssen“). Zugegeben, das ist political incorrect und böse, zumal sich die Kollegen in den Verwaltungen an der Bergstraße alle erdenkliche Mühe geben, BEHPPY als Motto umzusetzen. Dafür sollte man sie mal loben, die deutsche Verwaltung, insbesondere die im Süden Hessens. Allerdings kann man schon zwei Wochen vor Beginn des Turnfestes an der Bergstraße SICHER sein: Wenn sich Turner und Sicherheitsbehörden paaren, kann eigentlich nichts schiefgehen.
Unter der Kategorie #BEHPPY19 werden wir Ihnen ab sofort in unserem Blog kleine Einsichten in den Irrsinn namens Turnfest gewähren. Ab sofort oft und mit dem Beginn der Turnfestwoche immer öfter. Und während der Tage an der Bergstraße finden Sie uns auch auf der Turnfest-Homepage, dann mit einem verstärkten Blogger-Team.