Gauturntag mit vielen aktuellen Themen

| Erstellt von Walter Mirwald | Turngau Main-Taunus

Die Turn- und Sportvereine erleben turbulente Zeiten. Corona, Energiekrise, Mitgliederfluktuation, Übungsleitermangel, knappe Hallenzeiten – brisante Themen, die diskutiert wurden beim Herbstturntag des Turngaues Main-Taunus, einer Arbeitstagung, zu der sich 22 Teilnehmer aus 13 Vereinen, der Gauvorstand und einige Gäste in der Turnhalle der TG Unterliederbach trafen.

Zu den Gästen zählte der Landrat des Main-Taunus-Kreises, Michael Cyriax, der die Chance nutzte, sich zu aktuellen Themen zu äußern. Die Gaspreise hätten sich um das Sechsfache erhöht, sagt der Landrat. Da läuten natürlich die Alarmglocken. Diese Preiserhöhung würde aber nicht an die Vereine, jedoch an die Kommunen weitergegeben. Die Vereine spüren allerdings auch die Folgen der Energiekrise, weil zum Beispiel nicht warm geduscht werden kann. Cyriax dankte beim Gauturntag in Unterliederbach für das Verständnis und den Zusammenhalt.

Allerdings wurden auch Stimmen laut, dass nicht in allen Kommunen gleiche Zustände herrschen, sondern, dass es auch Orte gibt, in denen das warme Wasser läuft. Der Vorsitzende des Sportkreises Main-Taunus, Hans Böhl, klärt auf: In kreiseigenen Hallen ist angesichts der hohen Gaspreise das Warmwasser abgeschaltet, und die Temperaturen in den Sporthallen wurden von etwa 21 Grad auf 17 bis 19 Grad heruntergefahren. In einigen Fällen ist das aber nicht möglich, weil die Heizung mit der Warmwasseraufbereitung zusammenhängt. Die Folge: Wenn die Heizung läuft, gibt es auch warmes Wasser.

Diskutiert wurde beim Gauturntag auch die Frage: Welche Vereine stehen in Krisenzeiten schlechter da – die mit eigener Halle oder die mit Kreis-und Gemeindehallen? Hans Böhl gibt die Antwort: „Vereine mit Hallen auf einem modernen Stand mit den aktuellen Wärmeschutzmaßnahmen wie zum Beispiel bei der TG Unterliederbach kommen gut über die Runden, andere mit älteren Gebäuden weniger. Eine Vertreterin der Turngemeinde Weilbach sagte: „Wenn wir im Verein Erhöhungen bekommen wie in privaten Haushalten, können wir zumachen.“ Sportkreischef Hans Böhl macht Mut: „Die Landesregierung lässt die Vereine nicht im Regen stehen oder in den Konkurs gehen, sondern hilft mit Unterstützung aus dem Projekt ´Hessen steht zusammen´.“ Böhl stellt klar: „Vereine sind kein Luxusartikel in der Gesellschaft, sondern ein hoch einzuschätzender bedeutender Faktor.“

Böhl ist aber auch realistisch: „Manche Vereinsmitglieder sagen sich vielleicht, ich melde mich ab. Wenn ich im Verein nicht duschen kann, gehe ich ins Fitness-Studio, da finden ich alle Annehmlichkeiten.“ Sorgen wegen Mitgliederschwund sind allerdings unbegründet. Hans Böhl: „In der Coronakrise ist die Zahl der Mitglieder in den Vereinen im Sportkreis Main-Taunus von 78000 auf 77000 gesunken. Aber das wurde schon wieder aufgeholt.“

Also Aufbruchstimmung nach der Krise bei den Vereinen, aber dennoch keine heile Welt. Warum? Übungsleiterinnen und Übungsleiter fehlen an allen Ecken und Enden, vor allen Dingen beim Kinderturnen. Und es müsste mehr Hallenzeiten geben. Monika Sachs von der TSG Münster: „Wir haben einen riesigen Zulauf, auch mit Flüchtlingskindern, aber wir stoßen an unsere Grenzen“. Eine 76 Jahre alte Übungsleiterin sagt: „Wenn ich aufhöre, bricht alles zusammen.“ Mechthild Friedrich von der TG Weilbach fragt auch, ob es noch zeitgemäß ist, vom Landessportbund Hessen 120 Lerneinheiten in der Übungsleiterausbildung zu fordern. Auch da hofft Hans Böhl, dass eine „Qualifizierungsoffensive“ Erleichterungen bringt. Der Ehrenvorsitzende des Turngaues Main-Taunus, Hanns-Joachim Geiger (TG Bad Soden), warnt davor, neue Sportartenn zu etablieren, wenn bei Mutter- und Kind-Turnen Wartelisten ausliegen. 

In den Diskussionen beim Gauturntag wurde Tacheles geredet. Reges Treiben in den Vereinen einerseits, viele Probleme andererseits. Der Turngauvorstand mit der Vorsitzenden Gerit Elisa Kaus aus Flörsheim an der Spitze, die als Vorsitzende ihren ersten Herbstturntag erlebte, hat genau zugehört und weiß, wo und wie er mit Hilfe des Sportkreisvorsitzenden Hans Böhl agieren muss. Gerit Elisa Kaus, auch Vorsitzende des Turnvereins Flörsheim, hat erkannt, was die Uhr geschlagen hat. Sie sagt, „dass wir uns in schwierigen Zeiten in Flörsheim vom Leistungsturnen verabschieden mussten“. Aber sie hat Visionen, die sie ihrem Team umsetzen will. Zum Beispiel Sport mit Demenzkranken. Dazu gab es beim Gauturntag einen besonderen Arbeitskreis. Und das hat Landrat Cyriax imponiert: „Es ist nur zu begrüßen, dass sich die Turn- und Sportvereine auch um Demenzkranke kümmern.