2020

Schreiben ist Silber, Lesen ist Gold

11. Oktober 2019 - Innenleben

Zwischen Urlaub und Fortbildung nehme ich den Fehdehandschuh gerne auf, der mir aus der HTV-Außenstelle im Vogelsberg zugeworfen wurde. Für so etwas muss einfach Zeit sein. Erst einmal bedarf es wohl einer Klarstellung. Nichts geht über Bälle. Und zwar jene in runder, meist elastischer, gerne auch in elliptischer Form. Egal ob geworfen, gekickt, in der Luft gehalten. Ball geht immer. Ballspiele versprechen Spannung, natürlich besonders bei Rückschlagspielen (jaja, der Volleyball). Soweit so gut, sieht man von einer Ausnahme ab. Das ist natürlich der Fußball, der natürlich totgeredet, totübertragen und totgeschrieben ist. Dieses Spiel ist grundsätzlich langweilig – und zwar im besten Sinne, weil in viel zu langer Zeit viel zu wenig passiert. Außerdem ist es mir zu einfach gestrickt, ehrlich gesagt zu banal und ich unterstelle diesem Spiel und seinen Akteuren das, was man den Handballern nach der WM 2007 unterstellte: Es sei der Sport der Provinz. Aber das alles ist aber an dieser Stelle hinreichend beleuchtet worden (Lesen hilft!).

Denn derzeit schwelge ich frühmorgendlich im Rugby-Fieber, zum Frühstücksfernsehen gibt’s die WM in Japan. Und mein Team, France XV, hat sich am vergangenen Sonntag eine epische, unfassbar spannende Schlacht mit Tonga geliefert, am Ende knapp gewonnen und zählt damit zu den Titelfavoriten. Aber auch dies wurde hier bereits in geschriebener Form angedeutet.

Dabei will ich ehrlich bleiben. Ich finde die Rugby-WM bei weitem spannender als die unsere Konkurrenz-Veranstaltung in Stuttgart. Da kommen nämlich gar keine Bälle vor. Das ist nachteilig. Auch wenn es unser DTB-Männer-Team wirklich spannend gemacht hat und gerade noch so das Olympia-Ticket lösen konnte. Daher glaube ich auch, dass so ein Ball dem Turnen guttun würde.

Kommen wir also zum anderen Ball. Es mag ja sein, dass der eine oder andere so eine Veranstaltung spannend oder gar verführerisch findet. Ich nicht. Auch nicht wenn es dabei um den Sport geht. Das liegt vor allem an zwei Dingen: Erstens muss ich meinen Hals unter eine Krawatte oder eine Fliege zwängen und zweitens muss ich tanzen. Womöglich mit meiner Frau. Das mag für andere unterhaltsam sein – angesichts von exakt 43 Zentimetern Größenunterschied zwischen uns beiden nebst meiner angeborenen Begabung, Schrittfolgen garantiert völlig anders zu interpretieren als der Takt es vorgibt. Ich finde es (übrigens ganz zum Bedauern meiner Gemahlin) eher wenig unterhaltsam und spende den Charity-Beitrag lieber direkt an Journalisten ohne Grenzen und verbringe den Abend mit einer geistreichen Lektüre. Denn Lesen ist Gold und steht auf meinem Siegertreppchen ganz weit oben, Frau Kollegin.

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